Northern Art Music Interview Mai 2022

25. Mai um 16:33  · „Debüt 2020, vom Vaterglück während der Pandemie, der Team Bildung umASHES ‚N‘ ANDROID und technischen Einblicken. Ein mega sympathisches Interview mit Jörn Marquardt dem Kopf hinter dem musikalischen Dreigestirn.Bitte schaut auch unbedingt das Video zum Interview an. Videos , (ashesnandroid.com)

Hallo, mögt Ihr Euch den Lesern von Northern Art Music vielleicht einmal kurz vorstellen?

Hi, wir sind ASHES’N’ANDROID. Unsere Band besteht aus drei Mitgliedern, Britta, Micha und Jörn. Diese Interview macht Jörn alleine, und das bin ich. Ich bin der Singer & Songwriter der Band und schreibe die Songs sowie die Texte. Britta macht die Back Vocals fühlt sich aber auch zunehmend in den Main Vocals wohl und wird künftig auch Parts als Front-Frau haben. Britta bereicherte früher die Auftritte von SynthAttack an der Technik. Micha ist das Multitalent in unserer Band, was er in vergangenen und vielen aktuellen Projekten und Bands unter Beweis stellt. Bei uns spielt Micha die Live Keys und macht das gesamte Live Engineering bei Auftritten. Britta und ich leben zusammen in Braunschweig und haben einen gemeinsamen kleinen Sohn. Micha lebt mit seiner Familie in Herford. Hauptberuflich sind wir alle keine Musiker und müssen unsere Brötchen mit normalen Jobs verdienen.

Wie lief es generell in der Szene zu Euren Anfängen so ab, gab es Kontakte mit anderen Bands oder Newcomern der Szene aus der Gegend, wann seid Ihr zum ersten Mal in der Öffentlichkeit aufgetreten, also erste Liveauftritte?

Ich hatte 2016 den Song „Razors Edge“ fertig, welcher später Namensgeber fürs Album wurde, und war auf der Suche nach einem Studio oder einen Mixing Engineer für einen guten Soundmix. Meiner erster Kontakt war Martin von SynthAttack, der mir einen Tipp gab und mir später auch den Weg zu Dark Tunes aufzeigte. So kam es, dass 2016 erstmals in meinem Leben ein Song von mir offiziell released und ASHES’N’ANDROID später Teil der DarkTunes Familie wurde. Den Song „Razors Edge“ hat übrigens Jan Loamfield gemixt und dieser wiederum war so nett, Chrissi Seifert auf unsere Musik aufmerksam zu machen, die uns prompt im Salzburger Radio in Ihrer Sendung „Mitternachtsreigen“ anmoderierte und spielte und auch später unser Album regelmäßig über den Äther sendete. Das war natürlich mega! Bei dem Album lieh mir Judith Ehreke von Unsoulicited für einige Songs ihre Stimme, es gab eine Kollaboration mit der Stimme von Martin von NeoKlin und einen Remix von TOAL. Den Remix hat damals Micha von TOAL gemacht, der später mit bei uns einstieg. Wir verdanken unseren ersten Liveauftritt Thorsten Meier von Advanced-Music im Rahmen vom Indie Dark Festival Herbst 2021 in Braunschweig. Und wir sind total happy, dass unsere Freunde von TOAL und System Noire nicht müde werden, uns zu fragen, ob wir mal Interesse an einem Gig haben. Nicht alles ging und nicht alles klappte aufgrund der Pandemie und Familie.

Bitte erklär den Lesern einmal das Konzept hinter Deinen Produktionen. Wie gehst Du an eine Produktion und wie lief der Arbeitsprozess ab?

Entweder starte ich mit einem Beat oder einer Melodie. Manchmal wird aus einem Pop Song doch eher ein Electrotrack und aus einer ursprünglich härter gedachten Nummer wiederum ein Pop Song. Ich starte immer mit einem Gefühl, einer Inspiration und immer auf der grünen Wiese, alles von vorn. Ich fange einfach an und weiß sehr oft nicht, was am Ende rauskommt. So geht es sicher den meisten Songwritern. Und das ist der Luxus als Newcomer, dass man völlig frei schreiben kann ohne Erwartungen zu enttäuschen. Und es hat sich als Vorteil erwiesen, auf Reisen oder im Urlaub Songs zu schreiben. Zur Instrumentalisierung und zum Arrangieren geht’s dann im Homestudio weiter. Beim Debüt Album habe ich das Vocal Recording auch in meinem Home Studio gemacht. Dann gehen alle Audiospuren ins Studio. Hier hat damals der Frank-Michael Speer vom Subterrasound einen richtig guten Job gemacht und den Sound veredelt. Abschließend Mastering, damals bei „Time Tools“ in Hannover, die für das Debüt Album den Sound finalisiert haben. Fürs nächste Album ist das Songwriting wie gehabt und hoffe auf ein ein paar Ideen im Drum&Bass Bereich von Micha. Den Mix haben wir diesmal an Vasi Vallis vergeben und fürs Mastering haben wir eine Zusage von Krischan Wesenberg.

Wer macht das Cover Artwork bei Euch für Eure Veröffentlichungen?

Das Konzept und das Artwork für das Debütalbum habe ich entworfen, das finale Design und den ganze Photoshop Zauber hat Nicole Bringer schick gemacht. Fürs nächste Album werde ich anhand eines Themas wieder ein Konzept vorgeben. Wir müssen dann mal schauen, wer das Design dann übernimmt.

Vor 2020, wie waren da eure künstlerischen Aktivitäten, wo sind Eure künstlerischen Wurzeln?

Es gab es bei uns in der Familie eine E-Orgel, das Casiotone 401. Eine ganze Weile war es nur ein Spielzeug mit den ganzen bunten Tasten und roten Lämpchen, aber spätestens ab dem Zeitpunkt, wo meine große Schwester die Melodie von „Vamos a la playa“ (oh, oh, oh, oh, oh) spielen konnte, fand ich es cool. Ich spielte aber nie was nach, sondern versuchte Anfang der 90er mit den matschigen E-Orgel und Piano Sounds eigene Kompositionen zu erschaffen, dazu ein billiges Kaufhausmikrofon, ein paar Ausschnitte aus Filmen von VHS kopiert, und alles Live gespielt auf Audiokassette festgehalten … diese Aufnahmen bleiben Top Secret, ist besser so. Später versuchte ich Musik auf einem Yamaha PSR-320 Keyboard oder auf dem Amiga 500 zu machen und zog mir Samples von Rammstein und Wumpscut um einen gewissen Sound zu erzeugen, die Möglichkeiten waren natürlich begrenzt und der Sound … reden wir nicht drüber. Erst mit dem PC und einer echten DAW Software (Digital Audio Workstation) sowie zwei echten HW Synths (Korg M1 und der Waldorf Pulse), zog der erste amtliche Sound in meine Produktionen ein. Ich hatte als Kind und Jugendlicher weit abseits von prall gefüllten Plattenläden nicht so den Zugang zu Musik wie die Kids in den größeren Städten, somit kamen das Interesse an Musik und entsprechende Einflüsse erst spät in mein Leben. Als junger Teenager in den 80ern hörte ich aus der Sammlung meiner Eltern oder meines großen Bruders z.B. Amanda Lear mit „Follow me“ auf Vinyl, oder Sigue Sigue Sputnik und Petshop Boys auf Audiokassette. Diese ersten Synthklänge zogen mich sofort in ihren Bann. Und heute weiß ich, wann immer irgendwelche Synths im Radio anfingen zu spielen, war ich begeistert von Depeche Mode, Camouflage oder Alphaville 😊. Nach einer 90er Techno und Dancefloor Phase folgte eine Grunge und Crossover Ära bis die Krupps, Front 242 und And One in mein Leben traten. Ich wollte Musik machen wie Front Line Assembly, And One und Wumpscut. Auch in dieser Zeit sind einige Aufnahmen entstanden. Leider konnte ich Ende der 90er mit der neuen Technik nicht wirklich durchstarten, weil Schule und Studium mich enorm stressten. Partys und Freunde zogen mich stets von zu Hause und meinen Hobbys weg und später hatte mich der Alltag mit seinen Hamsterrädern, Ablenkungen und falschen Zielen im Griff. So kochte das Thema Musik immer nur auf kleiner Flamme, bis ich mich Ende 2016 (nur knapp 20 Jahre später 😃) endlich entschloss, ein Album mit meine guten Songs und Ideen zusammenzustellen und sie auf ein neues Niveau zu heben.

Wie hat sich die Band, aber auch eure Musik seit Beginn zu heute verändert?

Ich kann hier nur die Songs aus meinem Debüt mit denen vergleichen, die gerade fürs neue Album entstehen. Wie schon weiter oben erwähnt, sind viele Songs vom Debüt aus bereits vorhandenen Ideen oder Songs entstanden, die neu aufgebohrt oder weitergeführt wurden. Diese Songs sind alle recht unterschiedlich und es fällt sicher nicht leicht, dieses Album einem engeren Genre zuzuordnen. Das neue Album wird insgesamt tanzbarer, homogener und musikalisch ausgereifter. Warum ist das so? Damals habe ich nach Gehör produziert und mir um Harmonien und Songaufbau kaum Gedanken gemacht und war natürlich noch komplett unerfahren. Beim Produzieren des Debüt Albums hatte ich daher trotz vorhandener Songs ordentlich Arbeit mit dem neu Arrangieren und dem Geradeziehen von Harmonien. Beim neuen Album bin ich von vornerein viel musikalischer und strukturierter vorgegangen, nutze neue Workflows und Tools, die mir das Songwriting in Cubase leichter machen, und ich habe natürlich von meinen neuen Erfahrungen profitiert. Oder anders: Es wird schneller, besser, geiler!

Welche musikalischen Einflüsse gibt es für Euch, gibt es Vorbilder, woher nehmt Ihr eure Inspiration?

Musikalische Einflüsse kommen von überall und Inspiration sowieso. Vorbilder habe ich keine, wenn es ums Schreiben geht, denn ich beginne mit dem Schreiben wirklich auf meinem eigenen leeren Blatt Papier. Dass es dabei ungewollt zu unüberhörbaren Einflüssen kommt, kann ich aber nicht von der Hand weisen. Es gibt zwei Songs auf unserem Debütalbumdirekt die Einflüsse an einigen Stellen deutlich zu hören sind. Weitere Einflüssen kamen und kommen z.B. von Hans Zimmer, Wumpscut, Johnny Cash, Rammstein, Bonobo, Marteria, VNV Nation, Covenant, Lady Gaga, Lacrimosa, And One, Herbert Grönemeyer, The New Division, Empathy Test … die Liste ist endlos, zeitlos und sehr vielfältig. Inspiration ist wieder was völlig anderes. Meine Inspiration finde ich erst einmal in der Ruhe und im losgelöst sein. Meist liegt ein Gefühl zu Grunde, welches durch einen Film, ein Gespräch, einen Traum, ein Ereignis oder einen Ort erzeugt wurde. Oftmals bleiben nur wenige Minuten dieses Gefühl einzufangen und in eine Songskizze zu malen, was im Alltag bedeutet, dass ziemlich viel davon verloren geht, wenn man es nicht schafft es in den Abend zu transportieren. Inspiration ist der Anfang meines Schaffens. Alle Versuche ohne Inspiration einen Song zu schreiben münden dann in langweiligen Beats, seelenlosen Melodien und schwachen Texten. Häufig kann ich dann aber diese leeren Songhüllen später wieder mit Leben und neuen Texten füllen 😊. Songs sind manchmal bei mir wie Wein, der noch ein bisschen reifen muss, bis man sich wieder mit ihm beschäftigt.

Für die Technikfreaks unter uns, mit welchen Instrumenten, DAW´s etc arbeitet Ihr?

Hier geht es recht unaufgeregt und retromäßig zu. Zu meiner derzeitigen Liste an HW Instrumenten gehört ein Waldorf Pulse, Waldorf Blofeld, Yamaha Cs6x + AN1x Board, MB33 II (303 Clone) und das microKORG. Mir ist es wichtig, dass meine Synths in fast allen Songs ordentlich zum Einsatz kommen. Ich sammle keine Synths und habe immer nur so viele Instrumente wie bei mir ins Rack und auf den Schreibtisch passen. Ich arbeite mit Cubase Pro und ergänze meine Songs mit den mitgelieferten SW Instrumenten die wesentlich besser sind als ihr Ruf. Zusätzlich arbeite noch mit dem Korg M1 Legacy und für Drums nutze ich das Arturia SparkLE. Natürlich ist die Wunschliste für HW Synths und SW Tools und Instrumenten lang, aber ich konzentriere mich eher aufs Schreiben. Die Instrumente erzeugen Klänge, aber machen keine Musik.

Wie sieht es mit Videos aus – ist das für Euch wichtig Clips zu den Tracks für z.B. Youtube und andere Kanäle zu produzieren?

Ich finde man sollte die ganzen Möglichkeiten nutzen, die es jedem heutzutage ermöglichen einfach und sogar kostenlos Videos in irgendeiner Art und Weise zu erstellen. Videos werden auch lieber geteilt als Links zu Spotify & Co. Wir lassen zu jedem Track wenigstens ein animated Picture Video erstellen und haben ein professionelles Video zum Debüt produzieren lassen. Ob man das nun selber macht, oder professionell produzieren lässt hängt vom persönlichen Können, Zeit und natürlich dem geplanten Budget ab. Gerade als Newcomer kann ein richtig gutes Video was bewirken. Was sind Deine all Time Heroes im heimischen Plattenregal? Es gibt kaum eine Band oder Künstler:innen die ich seit 20 Jahre durchgängig gehört habe. Aber früher war ich absoluter And One Fan. Heute kann ich kaum ein Band nennen die ich seit Jahren durchgängig höre. Ich liebe Rammstein, The New Division und VNV Nation um vielleicht mal ein paar zu nennen.

Was außer Musik bereichert noch Euer Leben, außergewöhnliche Hobbys oder Filme, Bücher etc?

Da ich einen Vollzeitjob, eine kleine Familie und die Musik als Hobby habe, bleibt da kaum noch Zeit für etwas anderes. Und die Zeit mit unserem Sohn ist das wertvollste, schönste aber auch krasseste Hobby was ich habe ❤. Britta liebt das Reisen, möglichst viel und intensiv. Micha ist vermutlich sehr mit seinen Musikprojekten sehr ausgelastet. Vielleicht hat er aber auch eine Eisenbahn im Keller 🙂

Und zum Schluss – Was können wir noch von Euch in 2022 erwarten, was plant Ihr noch?

Wir planen den Release von mindestens einer neue Single und wir haben unseren dritten Auftritt auf dem Dark Indie Festival in Braunschweig am 05.11. Ich konzentriere mich derzeit sehr stark in meiner verbleibenden Zeit als Vater eines süßen Energiebündels auf die Fertigstellung des Albums. Wann dieses Release sein wird, ist noch nicht ganz genau abzusehen. Wir haben da einen Termin vor Augen, aber ob wir den halten können, liegt ganz daran, ob ich es schaffe die Songs fertig zu schreiben mit all dem Produktionsprozess der dann noch hinten dran hängt.

Vielen Dank, das Ihr euch die Zeit genommen habt für das Interview. Wir wünschen Euch alles Gute für die Zukunft und bleibt gesund.

Vielen Dank fürs Interview und vielen Dank an die Leser für Eure Aufmerksamkeit. Bitte besucht uns auf Facebook, Instagram und Spotify, folgt uns und lasst ein „Gefällt mir“ da oder kauft eine persönlich signierte CD auf Bandcamp 😊

.Das Team von Northern Art Music dankt für das Interview und das klasse Video!

Boris BrockNorthern Art Music